
Es kommt immer mal wieder vor, dass ich in Gesprächen mit verschiedenen Menschen höre, dass sie keine Feminist*innen sind. Oder sich nicht so nennen wollen. Oder dass wir doch schon so gleichberechtigt sind – was wollen die Frauen denn noch?
Noch immer wird der Begriff „Feminismus“ viel zu oft negativ wahrgenommen. Und warum auch „Feminismus“, wenn es doch mittlerweile um die Gleichberechtigung und Gleichstellung von allen geht?
Die Erklärung liegt in der Geschichte: Die Initiative entstand durch das Engagement von Frauen für Frauen. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin schlug die Einführung eines Weltfrauentages vor und er wurde erstmals am 19. März 1911 gefeiert.
Die zentralen Forderungen waren das Wahlrecht für Frauen, Gleichberechtigung und die Emanzipation von Arbeiterinnen (vgl. Wikipedia, Internationaler Frauentag, 2025). Von 1933 bis 1945 war der Frauentag offiziell verboten und Frauen organisierten einen „stillen Widerstand“, bei dem sie z.B. rote Gegenstände „ausgelüftet“ haben. Die Nationalsozialisten ersetzen den Frauentag 1933 durch den Muttertag (vgl. NDR, Der Frauentag und der lange Kampf um Gleichberechtigung, 2024).
Und ja: seitdem hat sich viel getan. Glücklicherweise! Trotzdem sind wir noch weit von wirklicher Gleichberechtigung und Wahlfreiheit in Bezug auf das eigene Lebensmodell entfernt, um nicht mehr weiter dafür einzustehen und unsere Stimmen zu erheben:
- 2024 haben Frauen in Deutschland durchschnittlich 16% weniger pro Stunde verdient als Männer. Das bedeutet in Zahlen 22,24 Euro vs. 26,34 Euro; was sich bei 40 Stunden pro Woche auf ca. 7.800 Euro pro Jahr summiert (vgl. Statistisches Bundesamt, Gender Pay Gap, 2025)
- 2021 waren in der Altersgruppe über 65 Jahren 20,3% der Frauen armutsgefährdet und bei den Männern 15,9%. Gründe hierfür liegen im geringeren Verdienst das Frauen, verursacht durch den o.g. Gender Pay Gap und /oder die höhere Zahl an Frauen, die gar nicht oder in Teilzeit arbeiten und dadurch geringere Rentenansprüche erwerben (vgl. Statistisches Bundesamt, Armutsgefährdung sowie materielle und soziale Entbehrung bei älteren Menschen, 2025).
- 2023 wurden in Deutschland 256.276 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt. Dies sind 6,5% mehr als im Jahr 2023. Davon fallen zwei Drittel der Fälle (170.850) in den Bereich der Partnerschaftsgewalt und das übrige Drittel betrifft innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder, Eltern oder sonstige Angehörige. 70,5 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt sind weiblich, während die Täter in 75,6 Prozent der Fälle Männer waren. 331 Menschen sind 2023 durch häusliche Gewalt ums Leben gekommen. Die Opfer waren zu über 80% weiblich. Im Bereich von Stalking gab es einen Anstieg um 116%. Die Dunkelziffer ist höher (vgl. Bundesregierung, Lagebild zu Straftaten gegen Frauen und Mädchen). Im Saarland wurden 2023 über 3.000 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. Darunter 2 tödliche Gewalttaten gegen Frauen und 7 versuchte Tötungsdelikte (vgl. SR info, Fußfessel gegen häusliche Gewalt kommt im Saarland, 19.02.2025).
- Frauen wenden aktuell im Durchschnitt 44,3% mehr Zeit pro Tag für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer (Gender Care Gap). Umgerechnet sind das 79 Minuten pro Tag. Für Männer sind das 21 Stunden pro Woche im Gegensatz zu Frauen mit 30 Stunden pro Woche. Dies wiederum bedeutet, dass Frauen mehr arbeiten als Männer, wenn bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen betrachtet wird. Dadurch entstehen für Frauen Nachteile in Bezug auf ihre Entlohnung, ihre beruflichen Chancen, ihre ökonomische Eigenständigkeit und ihre Absicherung im Alter (siehe oben) (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Gender Care Gap – ein Indikator für die Gleichstellung, 2025).
Über die harten Zahlen und Fakten hinaus, gibt es auch noch bislang weniger beleuchtete Bereiche, die erst nach und nach ins Bewusstsein von Frauen und der Gesellschaft dringen und bisher wenig Aufmerksamkeit erfahren. Frauen und insbesondere Mütter leisten einen nicht unerheblichen Teil an emotionaler Arbeit, die für viele, auch die Betroffenen selbst, oft unsichtbar ist: Die Stimmung in der Familie und Partnerschaft hoch halten, Wutausbrüche und Trauer der Kinder begleiten und viele weitere emotionale Bedürfnisse von verschiedenen Menschen in und außerhalb der Familie aufzufangen. Abends fühlt Frau sich kaputt und fragt sich von was, weil frau mutmaßlich nicht viel gemacht hat.
Darauf zahlen zusätzlich die sozialen Medien ein, die unrealistische Erwartungen an die moderne (Haus-) Frau stellen und retardierte Rollenbilder, die vermehrt aus der rechten Ecke propagiert werden.
Um dem etwas im Kleinen entgegen zu halten hier ein paar Film- und Leseempfehlungen von Menschen aus dem Grünen Ortsverband Illingen:
Claudia Ziegler empfiehlt
Theodore Melfi/Margot Lee Shetterly : Hidden Figures
Torsten Körner: Die Unbeugsamen
Waris Dirie: Wüstenblume
Maike Rauen empfiehlt:
Karoline Herfurth: Wunderschöner
ARD Mediathek: Sexuell verfügbar
Mareike Fallwickl: Und alle so still
Ina Glaes empfiehlt:
Liv Strömquist: I’m every women
Bonnie Garnus: Eine Frage der Chemie
Tatiana Salem Levy: Vista Chinesa
Leonie Schöler: Beklaute Frauen
Falls Ihr von Gewalt gegen Frauen betroffen seid:
Hilfetelefon 116 016
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